Heike Piehler
Flurina Badel & Jérémie Sarbach
Im Rahmen der Kulturtage 2018 zeigt das Merdinger Kunstforum vom 10. Juni bis zum 8. Juli 2018 in der Zehntscheuer die Ausstellung MAMMA des jungen Schweizer Künstlerpaares Flurina Badel und Jérémie Sarbach. Die Vernissage ist am 10. Juni um 11 Uhr.
Die Mamma, unsere Urmutter und stellvertretend für uns selbst, blickt von der Galerie herunter auf den Acker, der großflächig auf dem Boden ausgebreitet ist. In ihrer opulenten Form geht sie auf die berühmte kleine Statuette der Fruchtbarkeitsgöttin, auf die Venus von Willensdorf, zurück. Es ist ein eindrückliches Bild von suggestiver archaischer Symbolik, in welchem die Künstler auf die ursprüngliche Funktion der Zehntscheuer Bezug nehmen. Das Ackerstück, das sie hier abgebildet und multipliziert haben, haben sie aus Ton geformt, sich das Motiv künstlerisch angeeignet, es stilisiert. Das Werk erinnert an den geometrischen Teppich der kultivierten Felder, wie man sie aus dem Flugzeug betrachten kann.
Die Mamma und der Acker sind Symbole der Fruchtbarkeit, der ständigen Erneuerung. De Novo ist der Titel des aktuellen Projektes von Flurina Badel und Jérémie Sarbach, lateinisch für „von Neuem“, „abermals“, „nochmals“. Die Reproduktion, das „Klonen“, das Wiederholen und das scheinbar endlose Fortführen sind so auch zentrale Stilmittel der Ausstellung. Es geht um Ursprung und Heimat, um die Berge und um Kommunikationstechnologie, und um die Frage, was Mamma über ihren Kopfhörer so alles hört. Die „verfingerten“ Figuren, die diese Ausstellung bevölkern, und die maskierten Performer, die im Video zu sehen sind, sind keine Individuen, sie haben keine besonderen Wesenszüge. Sie sind eher gleichförmig dargestellt, wie Urtypen. Sie verfügen über eine elementare Präsenz und bleiben dabei doch für sich. Sie sind einfach da und okkupieren den Raum. Auf diese Weise haben die beiden Künstler eine eigene, surreale Welt erschaffen, die mit ihren Schauplätzen und Motiven letztlich unsere eigene Welt spiegelt.
Die beiden Künstler liefern keine fertigen Zusammenhänge, keine Syntax und keine Semantik. Aber ihre Zeichen berühren uns. Die Figuren erscheinen uns, wie auch die weiteren Motive des Videofilms, vertraut und befremdend zugleich. Sie bewahren ihre Zeichenhaftigkeit, ihre skulpturale oder plakativ-graphische Wirkung, wie Ikonen. Es sind keine Geschichten, die da erzählt werden. Der Betrachter ist gut beraten, sich sinnlich auf die Werke einzulassen, ohne sie vordergründig-rational erschließen zu wollen – als surreale Szenarien, wie Bilder und Filme von Salvador Dalí oder von Louis Buñuel, wie eine Montage aus Traumbildern.
MAMMA | Flurina Badel & Jérémie Sarbach
Ausstellung in der Zehntscheuer, Merdinger Kunstforum, Langgasse 16, 79291 Merdingen Vernissage: So. 10. Juni 2018, 11 Uhr | Begrüßung: Michaela Girsch, Vorsitzende | Einführung: Dr. Heike Piehler Ausstellung bis 8. Juli 2018 | Sa. 16 - 18 Uhr, So. 11 - 13 Uhr
Bild: Flurina Badel & Jérémie Sarbach, Videostill aus De Novo (2018), 35 min., Loop
